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Nachhaltig Netzwerken statt Digital Detox

Detox schon vor Weihnachten? Ja und nein. Eigentlich: NEIN! Denn Entzug machen müssen wir von etwas, das uns schadet. Digitalisierung schadet nicht.

 

Sie schafft Nähe und ist sozial.

 

Wie bitte? Ja, unbedingt! Wenn wir sie für uns nutzen. Digitalisierung ist was mit Menschen – das ist unsere feste Überzeugung.

 

Wir haben auf Twitter seit dieser Woche 2000 Follower. Dabei beeindruckt uns die Zahl an sich zwar, vor allem aber sind wir gefesselt von der Zahl der Interaktionen, die wir mit diesen MENSCHEN, quasi mit Euch, haben. Denn erst dadurch werden „Folgende & Gefolgte“ ja zu einem Netzwerk und zu etwas, das uns reichlich zu geben hat und dem wir hoffentlich auch genau so viel zurückgeben können. Das zumindest ist unser Anspruch, seitdem wir aktiv online netzwerken.

 

Wie schnell so etwas wie ein soziales Netzwerk zum Alltag dazu gehört merken wir, wenn wir inzwischen ein Schlagwort eher twittern oder bei LinkedIn eingeben, bevor wir in die Welt der anonymen Google Suche abtauchen. Weil wir den Antworten derer, mit denen wir schon einmal im Kontakt waren, wesentlich mehr vertrauen als der anonymen Masse. Eine Empfehlung – das haben wir erst diese Woche wieder im persönliche Gespräch erfahren dürfen – ist gerade in Zeiten unbegrenzt verfügbarer Informationen so viel mehr wert als ein bloßes Suchergebnis.

 

Netzwerke schaffen Vertrauen.

 

Und genau darum halten wir sehr viel von Social Media und den Netzwerken, die wir hier aufbauen können. Das ist weit entfernt von „Daddelei“, unkontrolliertem Medienkonsum und 24h-on. Aber genau diese Bewertung ist absolut subjektiv. Das darf sie auch sein – jeder tickt anders. Schaut man sich einmal unsere privaten Social Media Accounts an, könnte man meinen wir mögen Social Media doch nicht wirklich. Ganz im Gegenteil, wir schaffen (hoffentlich) einen Mehrwert über Doppeltspitze für andere User. Die privaten Kanäle sprechen eine andere Sprache. Dort spielen Storytelling und Sichtbarkeit eine andere Rolle für uns!

 

Ja, wir würden uns auch wünschen, wenn sich die Teenies nicht bloß das neueste Handymodell zu Weihnachten wünschen – aber was sollen sie mit der CD, dem Fotoapparat, der Musikanlage, dem Walkman, der DVD, der Weltkarte und dem Hörspiel, das wir noch bekommen haben? Melancholie und Digitalisierung passen nicht zusammen. Früher war alles besser ist Quatsch. Es war anders und wir dürfen ruhig gespannt sein, wie es in nochmal 20 Jahren ist.

 

Klar kennen wir die negativen Aspekte. Wo wir früher den (inzwischen großen) Kindern Bücher vorgelesen haben, schauen die jetzt abends netflix, snappen oder treffen sich in virtuellen Partyräumen. Ja und – wir richten ja auch nicht jeden Abend eine Dinnerparty aus, spazieren Hand in Hand in den Sonnenuntergang oder versinken in Buchseiten. Das eine oder das andere ist viel zu absolut.

 

Umgekehrt trifft sich auch die Generation Z wieder offline. Und das viel nachhaltiger, als wir je die Möglichkeit hatten. Man geht auf Weltreise und kann auf dem ganzen Globus an Kontakte aus vergangenen Reisen, Schüleraustauschen, Begegnungen anknüpfen – weil ein virtuelles Netzwerk gepflegt wird, weil man im Austausch ist und bei Bedarf darauf zugreifen kann. Wie wunderbar! Das haben wir doch bei alten Zetteln mit Adressen aus dem Urlaub niemals geschafft. Und ehrlich schaffen wir das oft ja nicht mal innerhalb der gleichen Stadt mit dem Freundeskreis.

 

Virtuelle Netzwerke bieten, wenn sie denn auch inhaltlich und thematisch genutzt und gepflegt werden, also ganz innovative Chancen. Auch wir haben virtuell schon die Erfahrung machen müssen, dass erst ein netter Austausch stattfand und nachher, als es dann “ernst” wurde, kam keine Rückmeldung mehr! Auch diese Unverbindlichkeit ist ein Teil von (sozialen) Netzwerken. Natürlich können wir nicht erst dann bei einem Kontakt anklopfen, wenn wir kurz vor dem Abgrund, in einer Notsituation oder vor einer großen Entscheidung stehen.

 

Wenn wir uns aber aktiv austauschen, unsere Unterstützung anbieten, uns sichtbar machen und unser Wissen anbieten dann finden wir exakt das auch im Gegenzug. Weil 2000 Menschen, die sich mehr oder weniger kennen (wir sprechen nicht von Freundschaft, wenn auch das natürlich eine Folge sein kann) sich selbstverständlicher unterstützen als Fremde das tun.

 

Wenn dann aus diesen Followern echte Treffen entstehen, in denen man „wildfremden“ Personen plötzlich – zufällig oder geplant – gegenübersteht, dann haben wir doch etwas ganz Neues erreicht.

 

Ein nachhaltiges Netzwerk, gewollt und – auch das – mit investierter Zeit.

 

Daher ist für uns auch nicht digital Detox eine notwendige erzwungene Maßnahme, um von diesen Netzwerken einmal Abstand zu nehmen. Pausen ergeben sich aus dem normalen Arbeitsalltag. Wenn ein Netzwerk über Inhalte (Content) und Nachhaltigkeit (Substanz) aufgebaut ist, dann verzeiht es auch Auszeiten. Welchen Grund die auch immer haben. Es verzeiht sie sogar mehr als Inhaltslosigkeit und Gießkannengezwitscher.

 

Wir müssen nicht Dauerposter oder Influencer werden und bei jeder sich bietenden Gelegenheit das perfekte Insta Pic im Hinterkopf haben, um Reichweite und Sichtbarkeit zu erlangen. Wir haben uns vorgenommen, authentisch zu bleiben und auch wenn Social Media Teil unseres Business ist damit so selbstverständlich wie möglich umzugehen.

 

Es ist nicht mehr und nicht weniger als ein Kommunikationskanal mit einem ziemlich großen Portfolio.

 

Klaus Eck hat dazu richtigerweise festgestellt, dass Deutschland auch in Bezug auf soziale Netzwerke wie so oft von Ängsten erfüllt ist: was machen wir, wenn ein Shit Storm über uns hereinbricht? Wenn wir gläsern werden? Wenn Daten missbraucht werden? Dass es tatsächlich sehr unwahrscheinlich ist, einen schädlichen Shitstorm zu erzeugen so lange wir uns an die auch im OFF geltenden Regeln der zwischenmenschlichen Interaktion halten, vergessen wir dabei. Genauso, wie wir die Digitalisierung als Ganzes für gefährlich halten. Sie ist uns unbekannt. Facebook war uns irgendwann einmal suspekt und unbekannt, Instagram war es, Snapchat ist es nach wie vor, von KI ganz zu schweigen, die nächste Plattform wird folgen.

 

Der Auftritt in den sozialen Medien ist ein „Raus aus der Komfortzone“.

 

Für die offline Generation mehr als für online Generation; erstaunlicherweise zieht sich das durch alle Altersklassen (klar, mit Schwerpunkten).

 

Wie so oft: wir können viel voneinander lernen, ohne das eine oder das andere zu verteufeln. Die Mischung macht´s und deren Dosis bestimmt jeder für sich selbst. Auch, ob es für eine gesunde Dosierung offizielle Smartphone freie Zeiten geben muss oder sich das durch intakte Interaktion automatisch ergibt. Weil es einfach unhöflich ist, sich nicht auch für seine Mitmenschen Zeit zu nehmen. Wenn digital kein Gift ist, ist offline auch kein Entzug! Wir saßen diese Woche mit Martin Gaedt zusammen, es war unser erstes Treffen. Kannten uns also auch nur über Twitter, über 240 Zeichen. Was soll man sagen, 2 Stunden ausgiebig gequatscht ohne auf das Smartphone zu schauen. Jetzt wird es noch erschreckender: es lag noch nicht einmal eines von uns dreien auf dem Tisch!

 

Wer offline nicht kommunizieren und netzwerken kann, dem wird es auch online nicht nachhaltig gelingen. Wenn wir uns online nicht sympathisch sind, werden wir es auch offline nicht sein und umgekehrt. Weil die Regeln für Zusammenarbeit sozial anerkannt sind. In allen sozialen Netzwerken. 1.0 bis 4.0 und den folgenden Versionen.

 

Nachhaltigen Netzwerke und Beziehungen entstehen offline wie online durch Inhalte, Geben und Nehmen. Mehr als ein Herz oder ein flüchtiger Klick. Da hat sich nichts geändert. Aber unsere Chancen durch virtuelle Netzwerke sind enorm gestiegen. Unsere Reichweite und unser Interaktionsradius sind gestiegen. Am schönsten: Der Kreis der Menschen, mit denen wir persönlich kommunizieren und offline Kaffee trinken ist gestiegen.

 

Wenn aus 240 Zeichen zwei Stunden Gespräch entstehen, kann daran nichts so falsch sein.

 

Umgekehrt ist das eher selten der Fall. Auch wenn es natürlich einfacher ist aus der online Diskussion zu „verschwinden“ als aus der Gesprächsrunde im Meeting – wobei wir von so manchem „Entfolgten“ auch gerne mal gewusst hätten, warum…

 

Noch ein Wehrmutstropfen? Ja: Der Anspruch an Unternehmen wird durch virtuelle Teams und Netzwerke steigen. Denn dort ist die Unmittelbarkeit der Rückmeldung und der Interaktion um ein vielfaches höher. Wertschätzung wird – die richtigen Netzwerke vorausgesetzt – ganz groß geschrieben. Davon kann sich so manches Netzwerk eine ordentliche Scheibe abschneiden.

 

Wir wünschen jedem von Euch schöne Weihnachtszeit. Und auch wenn eine Karte im Postkasten definitiv mehr Emotionen hervorruft: Vor einem Jahr hätten wir wesentlich weniger Menschen mit diesem virtuellen Gruß erreicht und das auch noch absolut nachhaltig.

 

Feiert analoge Weihnachten, kommuniziert, esst echte Plätzchen und schickt die Bilder Eurer geschmückten Bäume virtuell in die Welt hinaus!

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