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Führen Männer und Frauen unterschiedlich?

Viele Menschen würden behaupten, dass es einen typisch männlichen oder weiblichen Führungsstil gibt – denn sie schreiben Männern und Frauen unterschiedliche Eigenschaften zu.

Die männliche oder weibliche Identität ist biologisch vorgegeben, doch was wirkt stärker? Diese Vorgabe oder die Genderfaktoren wie soziale Prägung, Erziehung und Umwelt?

 

Wenn es um Führung geht, hält man Männer für machtbewusst, durchsetzungsstark und selbstsicher. Frauen werden eher Eigenschaften wie kommunikativ, diplomatisch und organisiert zugeschrieben. Erstaunlicher Weise werden die männlichen Eigenschaften, sofern sie bei Frauen stark ausgeprägt sind, oft negativer beurteilt. Frauen gelten dann als zickig, rechthaberisch und haben Haare auf den Zähnen. Umgekehrt werden Männer mit einem starken Kommunikationsbedürfnis als vergleichsweise schwächer empfunden. Bei Männern wird der randvolle Schreibtisch mit viel Arbeit verbunden, bei Frauen mit Chaos.

 

Mit der Zunahme von Frauen in Führungsetagen setzen sich also nicht ein weiblicher Führungsstil, sondern typisch weibliche Verhaltensattribute durch.

Hiervon können Teams insbesondere dann profitieren, wenn sie an beiden Eigenschaften partizipieren können.

 

Das Modell der Führung im Team ist bisher eine Ausnahme und wenn es umgesetzt wird dann eher in rein weiblichen Doppelspitzen. Denn die Führungsrolle wird nicht geteilt, weil ein Duo unterschiedliche Blickwinkel in die Position einbringen kann, sondern weil eine zeitliche Ergänzung in Teilzeitpositionen erreicht werden kann.

 

Wenn aber typische Führungseigenschaften, die sowohl für Frauen wie für Männer maßgeblich sind, wie Durchsetzungsvermögen, Konfliktfähigkeit, Delegationsfähigkeit, Steuerung von Arbeitsprozessen, Vertrauensbildung und Vorbildfunktion geschlechtsspezifisch ausgeprägt sind, kann die Bildung eines gemischten Führungsdoppels zu einem Gewinn für Teams und das Unternehmen führen.

 

Die Mitarbeiter können sich genderkonform an eine Hälfe der Doppelspitze wenden oder beide gemeinsam als Coachingteam nutzen. Gleichzeitig können die Partner der Doppelspitze gegenseitig Führungskompetenzen austauschen und weiterentwickeln.

 

Ich erlebe als weibliche Hälfte der Doppelspitze diese gegenseitige Ergänzung als sehr wertvoll. Ich könnte gar nicht sagen, wer von uns eher strikter, vertrauensvoller, konsequenter oder durchsetzungsstärker ist. Vielmehr hängt dies auch sehr eng, individuell und situativ mit der fachlichen Kompetenz im spezifischen Projekt, dem Draht zum jeweiligen Mitarbeiter oder Kunden und – auch das darf erwähnt werden – von der Tagesform ab.

 

Wenn wir von agiler Führung, Vielfalt und Dynamik sprechen ist es nicht Kern der Frage, welche Unterschiede es zwischen weiblicher und männlicher Führung gibt. Es ist vielmehr extrem wichtig, dass wir diese im passenden Moment effektiv einsetzen, dass wir Möglichkeiten zulassen und dem Mitarbeiter die Wahl eines Ansprechpartners bieten. Denn das die Auswahl gegenüber einer einzigen vorgegebenen Lösung trumpft, ist offensichtlich. Jeder von uns kennt den Lehrer, die Chefin, den Ansprechpartner oder die Vorgesetzte, mit dem man so gar nicht klar kommt.

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